Roberto ist nervös

Bekanntlich öffnen die Restaurants bei uns auch in den Wintermonaten erst um 20 Uhr. Jedoch in der einen oder anderen Bar ist das Aperoangebot ab 18 Uhr so gross, dass man mit einem oder auch zwei Gläser Wein genug vom Buffet naschen kann, dass der Hunger gestillt ist. So alle zwei Wochen einmal gönnen wir uns uns einen solchen reichhaltigen Apero, und sind dann auch nicht allzu spät wieder daheim. Wobei "sich gönnen" schon relativiert werden muss. Das Glas Wein kostet 5 Euro, und das Buffet ist dann mehr als reichhaltig. Aber das war es nicht, was meinen Roberto nervös machte. Erst auf dem Heimweg sagte er etwas verhalten: "I bi scho e chli närvös". Erstaunt schaute ich ihn an, denn ich wusste genau, ich konnte nicht der Auslöser sein. Da kennen wir uns schon etwas zu lange, als dass ein kleiner Aperitif mit lauter bekannten Gesichtern im beschaulichen Acqui Terme ihn auf ihrgend eine Weise nervös machen könnte.

"Säg, was isch denn?", fragte ich besorgt. "Eh, hüt faht ja San Remo a`" meinte er schmunzelnd. Ach ja, San Remo. Ich weiss ja nicht, wie weit ihr das ganze Brimborium mitbekommt. Aber bereits seit Tagen, ja Wochen, wird darüber berichtet. Wer wann was gesagt hat, wer ans Mikrofon treten darf, wie viel Gage da ausbezahlt wird - es sind horrende Summen. Im Vorfeld werden Wetten abgeschlossen, um wie viele Sendestunden heute überzogen wird. Letztes Jahr hat sich ob des Gewinners mit Migrationshintergrund sogar der Minister Salvini zu Wort gemeldet. Natürlich nicht lobend. Man bemerkt, dieser Anlass - übrigens heuer zum siebzigsten Mal - bewegt bis ganz oben in die Regierungskreise. Mich kümmert das nicht gross, wenn die Sendung endet, werde ich schon sehr lange in tiefem Schlaf liegen. Roberto übrigens auch. So nervös kann er gar nicht werden, als dass ihn eine Schlagershow so lange wach hält. Ah ja, San Remon ist ja nicht nur heute, das dauert die ganze Woche, bis endlich der Sieger oder die Siegerin erkoren ist. Da kommt dann ob der vielen nicht enden wollenden Zwischenwerbung schon eher etwas Langeweile auf.