Neun Uhr, 32 Grad

«E fresca oggi», rief mir gestern unser Nachbar Lorenzo mit einem breiten Grinsen und zwei Strohballen in der Hand zu. «Si, e un vento fresco», rief ich zurück. Reines Wunschdenken von uns beiden. Die Temperaturen erreichen im Schatten lockere 40 Grad, und auch jetzt, um halb Neun Uhr, zeigt das Thermometer noch 32 Grad. Dazu bläst ein warmer Wind, welcher alles austrocknet. Wobei wir es hier oben noch gut haben, in Acqui Terme selber ist es noch heisser.  Die Wäsche trocknet an der Leine zwar in Windeseile, doch sie aufzuhängen ist etwas happig. Neben Katz und Hund schätzen auch die Insekten die grosse flache Schale mit stets frischem Wasser draussen. Während Alex sich sehr vornehm den Durst löscht, steht Tirass mit allen Vieren rein und «götscht» so richtig darin herum.  

 

Der 1. August ging natürlich auch bei uns nicht ganz spurlos vorüber, jedoch weit ab von jeglicher Knallerei. Zusammen mit den Gästen genossen wir den Nationalfeiertag ohne Schwefelrauch mit einem feinen Essen draussen vor dem Weinkeller.

 

Bereits in einer Woche beginnen die Weinbauern mit der Lese der ersten Traubensorte. Und ich Grünschnabel habe immer gemeint, das passiere so etwa im Oktober. Ein Blick in die Rebberge beim morgendlichen Spaziergang zeigen reich behangene Stöcke. Obs ein guter Jahrgang wird? Keine Ahnung, ich werde bei Gelegenheit bei Vico nachfragen.

 

Ein Blick auf die Wetterapp zeigt, dass es in den nächsten Tagen etwas kühler – so um die 35 Grad – sein wird, bevor es an Ferragosto wiederum so richtig einheizt.  Ja, Ferragosto erlebe ich dieses Jahr zum ersten Mal hautnah. In dieser Woche um den 15. August sind wohl die meisten Italiener in den Ferien. Jedoch, so habe ich gelesen, seien sie nicht die grossen Reisenden, sondern verziehen sich im eigenen Land an den Strand oder in die Berge. Die Auswahl ist ja reichlich.