Wenn der Diesel nicht fliesst

Nun sind wir wirklich mittendrin in unserer Arbeit. Die Gäste kommen und gehen. Und auch wenn wir einige aus unserem «früheren Leben» kennen, ist es immer wieder spannend, sie nun an unserem schönen Flecken Erde begrüssen zu dürfen. In den nächsten Tagen ist Sonne pur angesagt, was mich doch ziemlich beruhigt. Denn – und das kennt ihr sicher alle – wenn Gäste zu Besuch sind, sollte auch das Wetter stimmen.

 

Gestern hatten wir zum ersten Mal einen Weinbauern in unserem Caveau, welcher den Gästen seinen Wein vorstellte. Klar, dass wir ihnen dann nicht zumuten wollten, auswärts essen zu gehen. Und so sassen alle  in gemütlicher Runde im Weinkeller beim anschliessenden Nachtessen um den grossen Tisch herum. Eine Tavolata, wie ich sie mir immer gewünscht habe.  

 

Bei so einer Schar Gäste braucht es natürlich auch Nachschub an Esswaren. Mittlerweile weiss ich um die guten Manufakturen und Marktfahrer, aber auch der eine oder andere Supermarkt kann mit Spezialitäten auftrumpfen. Auf einem dieser Fahrten ins nahe Acqui Terme passierte es dann. Ich musste das Auto auftanken. Ein Vorgang, welcher mir mittlerweile mit den hiesigen Selbstbedienungsautomaten geläufig ist. Aber dieses Mal wollte der Diesel absolut nicht fliessen.  «Kaputt», dachte ich, und machte mich auf den Weg ins Innere der Tankstelle. Die Signorina konnte der Signora kaum glauben, dass da was defekt sein sollte. Man macht übrigens in Italien immer noch den unterschied vom Fräulein zur Frau! Glücklicherweise war auch unser Sanitär gerade bei einem Kaffee vor Ort, und auf meine Bitte hin, schaute er sich die «defekte» Tanksäule an. Ein Blick auf den Boden, ein Schmunzeln, und er meinte: «Fahr doch einfach etwas vorwärts, dann steht das Rad nicht mehr auf dem Schlauch.» Das tat ich denn auch umgehend, und kam mir schon etwas blöd vor, derweil Paolo mir das Auto volltankte. Er versicherte mir jedoch, das könne doch jedem passieren; wer’s glaubt. Zum Schluss hielt er mir noch die Wagentüre auf, und ich konnte meinen Einkaufszielen entgegenfahren. Sie sind einfach nett, die Italiener.

 

Neben den netten Italienern ist es aber jemand ganz anderes, welchen ich kaum wiedererkenne. Unseren Kater Alex. In der Schweiz liess er sich bei Besuch kaum blicken, war ziemlich scheu. Und hier? Kaum bemerkt er, dass neue Gäste eingetroffen sind, nimmt es ihn schuderhaft wunder, wer das ist. Aus sicherer Entfernung nimmt er einen Augenschein, und ist dann wie ein Schatten immer in der Nähe. Eine Nähe, welche ihm auch Sicherheit gibt – so vermuten wir. Denn, wenn bei uns Betrieb herrscht, kommt auch der rote Kater nicht aufs Gelände. Der, mit welchem sich Alex schon den einen oder anderen Revierkampf geliefert hat. Im Herbst erhält Alex dann Verstärkung, wir haben uns endlich für eine Hunderasse entschieden. Welche? Dieses Geheimnis lüfte ich dann, wenn wir wissen, wann unser künftiges Familienmitglied auf die Welt kommt.