Ein Sonderangebot mit Vergangenheit

 

Wo soll ich heute bloss beginnen. Wichtiges ist ja nichts passiert, und trotzdem gibt es immer wieder etwas zu erzählen. So etwa über unseren Hydraulico. Der, welcher uns eine zweite Heizung einbaut, und gestern die 30 Liter Boiler von zwei Gästezimmern durch grössere austauschte. Damit auch niemand unfreiwillig kalt geduscht wird. Roberto erzählte so nebenbei, dass er am kommenden Wochenende seinen Vater in Neuhausen abholen werde, damit dieser bei uns und seinen Verwandten etwas Zeit verbringen kann. Er ist sich ja noch nicht ganz schlüssig, ob er auch übersiedeln will. Über das Gesicht von Hydraulico Paolo bereitete sich ein breites Lächeln aus. "Kannst du mir bitte von den weissen Bratwürsten und dem feinen Käse aus Appenzell mitbringen?", war seine Frage. Selbstverständlich bekommt er von uns Kalbsbratwürste und Appenzeller geliefert. Er, welcher noch so nebenbei Weinbauer ist, wird uns etwas Wein vorbeibringen. Paolo ist auch der einzige Einheimische, welcher bei uns ausdrücklich einen Schweizerkaffee bestellt - ein Café crème, und diesen genüsslich schlürft. Wir haben schon so einige Handwerker am Tisch sitzen gehabt, unisono wettern sie über die hohe Steuerbelastung. Doch schlussendlich waren sie sich immer alle einig, dass ihr Italien ein wunderschönes Land sei.

 

Heute haben wir für uns die Grillsaison eröffnet. Vor rund 30 Jahren bekam ich von meiner Schwester und meinem Schwager einen Grill geschenkt. Ein von meinem Schwager - er hatte eine Metallbaufirma - angefertigtes Einzelstück, welches mit Holz eingefeuert wird. Das Steak war wunderbar, für die nachfolgende Salsiccia war ich etwas zu sparsam mit dem Holz. Sie wurde in der Grillpfanne auf dem Gasherd fertig.

 

Doch bevor das alles auf den Tisch kam, mussten wir natürlich einkaufen gehen. Es gibt neben unseren bevorzugten Lädelis und den Markt in Acqui Terme jede Menge Supermercati, welche es zu entdecken gilt. Die meisten besuchen wir drei Mail - das erste, einzige und letzte Mal. Aber neben dem Bennet hat uns heute der Conad begeistert. Stets bin ich mit einem "Zedeli" bewaffnet, auf welchem steht, was ich so brauchen könnte, wenn ich es denn finde. Und heute habe ich sehr viel gefunden. Vor allem auch Erinnerung.

 

Beide blieben wir vor einem Sonderangebot stehen, und verknüpften mit diesem gerade wohl verschiedene Erinnerungen. Denn so lange wie diese her sind, kennen wir uns auch noch nicht - vierzig Jahre. Die Aktion war Lambrusco. Gell, jetzt läuft wahrscheinlich auch bei vielen von euch ein Film ab. Meine Erinnerung an den Lambrusco: Ich hatte gerade mit knapp 20 Jahren mein erstes Auto, einen "Autobianchi". Den kennen wohl nicht mehr viele. Wenn ich die Musik voll aufgedreht habe, flogen die Holzspäne durch die Lautsprecher, und bei 120 Km/h auf der Autobahn stand die Nadel am Tachoende an. Nach der Autowäsche musste ich regelmässig den Zündverteiler trocknen, und mich im Winter für eine Zigarettenpause auf die Kühlerhaube setzen, damit er überhaupt ansprang. Zurück zum Lambrusco: Mit eben diesem Autobianchi fuhren wir vor vierzig Jahren von Thun nach Interlaken, kauften uns dort in der Pizzeria eine Flasche Lambrusco, und brausten, die Flasche zum Fenster raushaltend, zurück nach Thun. Wir fanden dann, er sei besonders gut gekühlt und schmecke köstlich.

 

So standen Roberto und ich immer noch vor dem Lambruscoregal und meinten schliesslich übereinstimmend: "Die haben sicher auch Fortschritte gemacht und der schmeckt uns." Die Wahl fiel auf einen trockenen Lambrusco. Mit viel Witzelei, wie gut der heute doch sei, verbrachten wir gemütliche Augenblicke bei untergehender Sonne vor dem Grillfeuer. Aber dieser Saft wird definitiv in die Annalen der Vergangenheit verbannt werden.

 

Ich wünsche euch viel Vergnügen bei euren Erinnerungen.