Autofahren in Italien

Heute bin ich etwas früher dran. Auf dem Herd köchelt der "Coniglio all'astigiana" leise vor sich hin, und bis die anderen Zutaten gerichtet werden müssen, habe ich genügend Zeit, euch über das Autofahren zu berichten. Also, es geht in erster Linie in dieser Gegend recht gemächlich zu und her. Manchmal fast zu gemächlich, oder besser gesagt zu unaufmerksam. Wir haben den Eindruck, dass der eine der andere zwar hinter dem Steuer sitzt, aber alles andere zu tun hat, als vorwärts zu schauen, und auf seiner Seite konzentriert zu fahren. Doch wie es halt so ist, man passt sich an, und auch ich bin schon etwas gemächlicher unterwegs, aber auf meiner Strassenseite. Klar gibt es sie auch, die Kamikazefahrer, welche prinzipiell nur vor einer Kurve überholen oder so nah auffahren, dass man meint, er möchte am liebsten "undedüreschlüffe". 

Doch das ist alles kalter Kaffee, wenn ich Ihnen von den Parkgepflogenheiten erzähle. Dass es eine erste Reihe und dann eine zweite Reihe Parkplätze gibt, ist vielen bekannt. Die erste Reihe steht in den regulären Parkplätzen, die zweite Reihe auf der Strasse, einfach mit der eingeschalteten Warnblinkanlage. Aber niemand regt sich auf, wenn er kurz warten muss. Anfangs getrauten wir uns nicht, einfach so in der zweiten Reihe zu parken, und suchten lieber gefühlte Stunden nach einem freien Parkplatz. Das sind tempi passati.  Kürzlich stand ich - mit eingeschalteter Warnblinkanlage - vor einem Geschäft in einer vermeintlichen Einbahnstrasse. Das war aber keine Einbahnstrasse, und unser Auto ein riesengrosses Hindernis. Alle sind seelenruhig daran vorbeigekurft, und haben gewartet, wenn ein Wagen entgegenkam. So, als ob es das Natürlichste der wäre - ist es wahrscheinlich auch für sie. Vor wenigen Tagen bekam ich sogar Rabatt auf eine Parkbusse. Eigentlich war sie auf 40 Euro ausgestellt, aber aus irgend einem Grund erhielt ich Rabatt und musste schlussendlich 28 Euro bezahlen. Evtl. Aufsländerrabatt, denn ich fahre noch mit der AG-Nummer herum. Nicht mehr lange, dann wird unser Franzose zum Italiener.

Mit der Herumgondelei machen einige Fahrer auch vor der Autobahn nicht halt. Gemütlich auf dem rechten Fahrstreifen streben sie ihrem Ziel entgegen. Da muss man höllisch aufpassen, wenn man mit flotten 150 daherkommt, und plötzlich einer mit knapp 70 auftaucht. Ich habe ja früher immer gemeint, dass ab einer 3-spurigen Autobahn nicht mehr 130 sonder 150 gilt. Ich wurde per Bussenbescheid eines anderen belehrt. Aber es geht trotzdem flott voran auf den Autobahnen. Da gibt es keine Linksfahrer, die würden eh ohne Fäderläse sofort rechts überholt. Und obwohl auch ich nicht gerade zur langsamen Truppe gehöre, zischen die einen oder anderen schön gehörig an mir vorbei.

Und wissen Sie, wie eine Waschanlage in Italien aussieht? Ich lege euch ein Bildli bei.

Hier war seit langer Zeit der ersten Tag ohne Handwerker. Etwas ungewohnt so alleine. Aber Langeweile kennen wir nicht, wir haben den ganzen zu tun, und wenn Roberto auf seinen Schrittzähler schaut, sind wir immer erstaunt, wie viel sich da an Schritten zusammenläppern. Gestern waren es über 12 000. Und das ohne sportliches Gehen hinauf nach Montabone. Kein Wunder, fallen wir meist todmüde in die Federn. Heute dauert es aber noch eine Weile, ich habe eine ganze Menge Artischocken gekauft, sie waren unwahrscheinlich günstig. Nun liegen sie gerüstet und gekocht zum Trocknen aus, bevor ich sie nach dem Nachtessen einlegen werde. Ich wünsche Ihnen einen geruhsamen Sonntag, und dass auch bei euch der Sturm sich langsam legen wird.

 

Open-Air. Es gibt nichts anderes. Schliesslich wäscht man das Auto auch nicht bei Regen oder Schnee.
Open-Air. Es gibt nichts anderes. Schliesslich wäscht man das Auto auch nicht bei Regen oder Schnee.