Heute hat es uns "fasch furtgluftet". DerGang von unserem Haus hinüber zum Gästehaus war bereits eine Herausforderung. Vor allem, wenn man mit einem Arm voll frisch gebügelter und gewaschener Vorhänge unterwegs ist. Nun, die Vorhänge sind alle an Ort und Stelle, und es duftet so fein nach frisch gewaschener Wäsche in den Zimmern.
An der Fischtheke in Acqui Terme war es nicht ganz so. Aber, bevor Sie die Nase rümpfen, das Angebot ist immer sensationell frisch, und ich habe noch nie ein so umfangreiches Angebot gesehen, welches die Italiener in Anbetracht der langen Warteschlangen durchaus zu schätzen wissen. Heute war eh sehr viel los in den Geschäften. Wir vermuten Monatsbeginn, der Lohn ist da.
Vor mir im Fischladen war eine Nonna mit ihrem Nipote (Enkel) an der Reihe. Sie kaufte Tintenfisch, Calamares, Dorade, einen Haifisch, Vongole . . . . Dazwischen wollte sie mal mit den Einkäufen aufhören, da wir doch schon sooo lange warten müssen. Wir erklärten, dass wir es überhaupt nicht eilig hätten, und so kam bei der Nonna noch so einiges dazu. Der Gwunder war so gross bei mir, ich fasste mir ein Herz und fragte in meinem bescheidenen Italienisch, was sie denn so alles kochen würde. Eine Fischsuppe vielleicht? Da lag ich völlig falsch. Den Polpe kochte sie in einem speziellen Sud, presste ihn dann gut aus, bevor dieser in den Gefrierschrank wanderte. Bei Bedarf holt sie ihn raus, schneidet hauchdünne Scheiben, schmeckt ihn ab - und fertig ist das Carpaccio con polpe.
Ich hätte ich ja nie und nimmer an einer Fischtheke in der Schweiz gewagt, eine Kundin nach deren Vorhaben mit dem vielen Fisch zu fragen. Doch hier war es völlig normal. Es versteht sich von selbst, dass ich nun nicht alles verstanden habe, was mir die Nonna erzählt hat. Aber es zählte vor allem die Bereitschaft, überhaupt ein Gespräch miteinander anzufangen. Ja, und eigentlich wäre ich am liebsten zu ihr nach Hause gefahren, um zu sehen, wie sie all die leckeren Fischsachen zubereitet. Vielleicht beim nächsten Mal und mit noch mehr Mut.
Unsere "Sarde impanate al limone con cipolle" schmeckten übrigens ausserordentlich gut, aber man darf den Aufwand nicht scheuen. Sardinen putzen, ausnehmen und entgräten bedarf etwas Fingerspitzengefühl. Sonst hat man nur noch Fötzeli in den Händen.
Morgen ist unser letzter Tag in der Küche, dann wird ausgeräumt. Am Montag kommt Stevo, malt die Wände neu, ab Dienstag ist das Feld für den Küchenbauer frei. Ich freue mich gwaltig auf die neue Küche. Sie ist zwar nicht ganz so luxuriös wie die, welche ich in Rupperswil hatte. Sie ist aber praktisch, hat alles drin was ich brauche, genau auf meine gewünschte Arbeitshöhe zugeschnitten, und ist schön gross mit viel Arbeitsfläche. Da kann ich sogar die Teigmaschine für das Brot und das Rührwerk stehen lassen. Feudal der Herd: 5 Gaskochfelder und ein grosses Keramikkochfeld. Wir nutzen die küchenfreien Tage und gehen auf Erkundungstour in den diversen Restaurants auf unserer Liste. Da gibt es sicher von den einen oder anderen Höhepunkten zu berichten.
Ach ja, ich hatte ja die Lüftung des Rätsels der geheimen Tür angekündigt. Stevo blieb wegen des starken Windes der Arbeit fern - verständlich. Ich berichte später über das Dahinter bei der Tür.