Aug um Aug

Keine Angst, es geht nicht um Vergeltung. Meine Schwestern haben mich schlicht und einfach in die Geheimnisse des Rosenschneidens eingeweiht. Und da geht es ja bekanntlich um die Augen des Rosenzweigs. Es war eine unwahrscheinlich stachelige Angelegenheit, es blieben noch einige Rosensträucher für heute Nachmittag, welche ich nun ganz ohne Anleitung schneide. Ich habe vorhin zu zählen begonnen, es sind unheimlich viele Rosengewächse. Wenn ich alles richtig mache, baden wir im Sommer in einem Rosenmeer. Roberto hielt sich derweil an das Zurückstutzen der Glyzinien. Ja, und bereits haben wir auf dem Spaziergang zwischendurch die ersten blühenden wilden Kirschen gesehen.

Wir hatten unbeschreiblich schöne Stunden gemeinsam verlebt, nun sind meine Schwestern vor einigen Stunden abgereist, geblieben ist das, was ich schon lange etwas bange erwartet habe - die Längiziti. Ich gebe es unumwunden zu, heute plagt mich das Heimweh. Aber es wäre auch etwas komisch, wenn dieses Gefühl gar nie eintreten würde. Also nehme ich es an, verdrücke ein paar Tränen, freue mich aber gleichzeitig auch an unserem schönen Flecken Erde.

 

Lehrreiche Stunden

Wir haben in den vergangenen Jahren schon bei vielen Weinbauern Halt gemacht, mehrheitlich gute Tropfen degustiert und nach Hause getragen. Gestern jedoch war der Besuch bei Roberto Orsi in Strevi etwas ganz Besonders. Wie haben alle in so kurzer Zeit nirgends so viel vom Wein und dem dazupassenden Essen, den Tanninen und der Lagerung der Weine gelernt, wie auf diesem kleinen Weingut. Alle waren wir tief beeindruckt, und natürlich verliessen wir Roberto Orsi nicht ohne einige Schachteln Wein. Und das Beste an diesem Besuch war, dass wir die Zusage von ihm für Degustationen bei uns erhalten haben. Unsere Freude ist gross, einen Mann mit so viel Wissen bei uns für eine Verkostung begrüssen zu dürfen - wenn es denn unsere Gäste auch möchten.

Nun ist es aber Zeit, dass ich mich um die  Rosenaugen kümmere. Heute fand neben meinen wehmütigen Gefühlen noch eine andere Premiere statt. Es ist der ersten Eintrag, welcher draussen zustande kam. Es ist herrlich warm. Aber bevor bei euch der Frust zu früh einsetzt: Nächste Woche werden wir wiederum mit Nebel und ab und an Regen  "verwöhnt", mit einigen Sonnenstrählchen dazwischen.