Wir haben es ja gewusst. Und doch gleicht es einem Schlag in die Magengrube, wenn man vorgerechnet bekommt, wie viel der Fiskus vom Verdienten gerne hätte. Das sind satte 45 Prozent. Das muss man sich mal ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen. Da nützt kein Nachspülen mit einem noch so feinen Tropfen aus dem Piemont - die Zahl bleibt einem trotzdem im Hals stecken. Doch die meisten Italiener sitzen im gleichen Boot und machen bekümmerte Minen bei diesem Thema. So auch bei der Verkostung der Weine beim örtlichen Produzenten heut Abend. Der feine Barbera Superiore trägt nicht einmal eine Etikette, aber mundet wunderbar. Wenn gewünscht, würde er die Flasche auch offiziell etikettieren, aber für uns ist das nicht nötig. Und wir beide haben einen Vorteil daraus.
Doch zurück zu unserem Business. Wir dürfen bei unserem B&B aber dann auch jedes "Wäschhüdeli und Seifeplöterli" von den Einnahmen abziehen. Also legen wir uns jetzt eine ordentlich grosse Schuhschachtel zu, damit wir auch nur den kleinsten Kassenzettel ablegen können. Und noch eine Spezialität. Wir selber können gar nicht um die Bewilligung für unser B&B nachfragen, da braucht es einen Commercialista dazu. Die positive Seite: wir brauchen uns um nichts mehr zu kümmern, dieser Commercialista macht alles für uns. Ach ja, und dass wir nicht verheiratet sind, ist auch ganz blöd. In diesem Fall muss einer von uns den Part des Geschäftsführers übernehmen, welcher dann den anderen einstellt. Wir sind noch etwas unentschlossen, wer jetzt wen anstellen soll, und wer den Chef spielen darf. Wenn wir jedoch verheiratet wären, dann würde alles als Familienunternehmen gelten. So geht das in Italien.
Aber wenn dies alles unsere Mitmentschen nicht gross aus der Ruhe bringt, bleiben wir auch völlig gelassen. Ich habe eh etwas andere Sorgen. Der Tag der Ankunft meiner Schwestern naht. Ich bin so voller Vorfreude, aber auch etwas nervös. Denn Sie kennen das ja sicher.: das Urteil der Nächsten zählt unheimlich viel. Ich werden Sie auf dem Laufenden halten.