Zum Naschen verführt

Unsere Fellnase «Tirass» folgt Kater Alex überall hin. Mauzend flaniert er voraus, Tirass folgt in gebührendem Abstand. Und wenn er etwas zurückbleibt, wartet Alex auf ihn. Ein eigenartiges Gespann, denn er darf auf keinen Fall zu nahe an Alex aufschliessen, sonst gibt’s eins auf die Nase. So folgte unser Hund dem Kater vor einigen Tagen die Treppe ganz am Ende des Gästehauses hinauf. Auch die «Schareisen» konnten ihn nicht zurückhalten – das wirklich positive an der Geschichte. Der Weg führte die zwei durch die leider offene Türe hinein in die Loggia, welche zum einen Zimmer gehört. Die Koffer standen gepackt dort parat, darunter auch eine Tasche mit einigen köstlichen Erzeugnisses des Piemonts. Als ich Kater und Hund aufgestöbert hatte, tat sich Tirass bereits an einem kleinen Stück Käse gütlich. Die Salami interessierte ihn überhaupt nicht. Es war dann an mir, den abreisebereiten Gästen zähneknirschend das Missgeschick mitzuteilen. Tirass würde für ein Stück Käse Purzelbäume schlagen. Sie quittierten dies mit einem Lachen und meinten: «Mir hätte ou Tür nid dörfe offe lah». Danke fürs Verständnis.  Alex sass bei dieser ganzen Aktion völlig unschuldig auf dem Treppenabsatz. Wüsste ich es nicht genau, dass er den Hund nicht absichtlich dorthin geführt hätte, ich müsste es anhand seines sooo zufriedenen Gesichtsausdrucks fast annehmen.

 

Zufriedenheit auch bei unserem Nachbarn. Wir ihr sicherlich wisst, gibt es in Italien neben den Strassen immer diese Gräben. Das sind die Ablaufrinnen, wenns regnet. Nun wurde auch in den Rebbergen, die feste Erde aufgelockert, und jeweils gegen diese Strassengräben hin eine Querrinne gegraben. So kann das Wasser einerseits in die Erde eindringen, andererseits auch in die Strassengräben abfliessen. So, und jetzt kommen wir ins Spiel. Natürlich haben auch wir bei unserer Zufahrt so einen Graben, der war voller Laub. Vor zwei Tagen nun haben wir diesen bis weit in die Gemeindestrasse hinauf gesäubert – das Wasser kann kommen. Wir wissen ja kaum mehr, wie sich Regen anfühlt, seit rund einem halben Jahr hat es höchstens mal getröpfelt Nachbar Angelo, welcher gerade beim Holzen war, schaute uns anerkennend zu, und meinte kurz und bündig: «Vuoi siete bravi».