La Signora

 

Wir hatten in den letzten Monaten sehr viele Handwerker im Haus. Ohne Ausnahme waren alle äusserst freundlich. Kein Eintreten, bevor nicht ein "Permesso" gerufen wurde. Für alles was wir ihnen anboten, Wasser, Kaffee etc. bedankten sie sich fast überschwänglich. Zu Roberto wurde das Verhältnis schnell kollegial. Ob es die Handwerker sind oder der Restaurantbesitzer, rasch war er Roberto, Robi, oder wie sie ihn nennen - Schulterklopfen inklusive.

Hier ist es ja üblich, dass man sich meist mit Vornamen vorstellt, ausser es sei eine Person mit einem Titel. Es liegt auf der Hand, dass ich mich immer mit "piacere, Beatrice" vorstelle. Doch ich bleibe die "Signora". Wenn es dann ganz kollegial wird, dann halt "la Signora Beatrice". Eigentlich noch nett, aber ich bin es mir nicht gewohnt, anders als der Partner behandelt zu werden. So auch gestern Abend, als wir im nahen Bistagno bei dem uns schon gut bekannten Wirt des "La Pallone" zu Gast waren. Bei ihm gibt es keine Karte, aber er schildert das, was er uns vorsetzen möchte, so gluschtig - es werden meist 5 bis 6 Gänge daraus. Ja, und dann zum Abschied ein Schulterklopfen bei Roberto. Und bei mir? Ein herzliches beidhändiges Händeschütteln mit einer angedeuteten Verbeugung, und: "Buonasera signora"!

 

Nachdem ich mich bei Roberto etwas verwundert über das Verhalten der Italiener mir gegenüber geäussert hatte, meinte er lachend: "Die spüren halt, dass du la Matriarca bist". Ja, wenn das so ist, mein Roberto damit gut leben kann, dann werde ich mich nie mehr beschweren.